Wir hatten uns darauf verständigt mal ein wenig auszuschlafen. Also machten wir uns um kurz nach 11 auf den Weg. Zuerst quälte uns der Hunger. Und es gab ein verspätetes Frühstück im Form einer Nudelsuppe. Andrea und ich hatten schon unsere Leidenschaft für die asiatischen Suppen in China entdeckt. Wenn man nicht weiß was man essen soll geht die Nudelsuppe immer. Und satt macht sie auch!
Andrea war zwar wie eine Lady gekleidet, aber leider kamen wir wieder nicht in den Kaiserpalast und die Silberpagode rein. Es war Mittagspause :)
Also entschlossen wir uns zuerst zu einem Besuch des Genozid Museums S-21, in dem während der Zeit der roten Khmer mehrere Zehntausend Häftlinge gefoltert, zu einem Geständnis gezwungen und anschließend auf den sogenannten Killingfields hingerichtet wurden. Vor der Machtergreifung der roten Khmer war das Gebäude eine Schule.
Hier wurde erschreckend gut dargestellt, wie penibel das Regime der roten Khmer ihre vermeintlichen Gegner inhaftiert, zu einem Geständnis gezwungen (durch exzessive Folter) und hingerichtet hat. Ein Völkermord der jüngeren Weltgeschichte von dem wir beide bisher noch gar nicht soviel wussten.
Durch eine peinlich genaue Dokumentation, die den Vietnamesen beim Sturz der roten Khmer in die Hände gefallen ist, haben viele der Opfer einen Namen und ein Gesicht, da von jedem Opfer bei der Inhaftierung ein Foto gemacht wurde. Überlebt haben diese Folteranstalt nur ca. 30 Menschen. Während der Zeit der roten Khmer sind außerdem ca. 1/4 der damaligen Bevölkerung umgekommen. Zumeist durch Hunger, die Folgen der Zwangsarbeit oder die politische Verfolgung.
Wir hatten das Gefühl das dieser Konflikt von dem meisten Kambodschaner noch nicht richtig verarbeitet wurde. Den Verantwortlichen für das Leiden,das die roten Khmer über das Land gebracht haben, z.B. Massenmord und Vertreibung, wurde erst nach mehr als 25 Jahren der Prozess gemacht. Eine richtige juristische Aufarbeitung fand also nie statt. Unter den Folgen der roten Khmer leiden die Kambodschaner heute noch stark, z.b. durch Landvertreibung etc.... Auch würde ich sagen hat es das Land um Jahrzehnte in der Entwicklung zurück geworfen. Fast alle Intellektuellen des Landes wurden getötet - was das aus einer Gesellschaft macht .... Spannendes und sehr ergreifendes Thema und wie gesagt sehr genau dokumemtiert.Wer mehr wissen will, beschäftigt bitte das Internet.
Danach galt unsere ganze Aufmerksamkeit der Residenz des Königs von Kambodscha, die wir tags zuvor ja nur von außen gesehen hatten. Nur der Thronsaal ist dort von innen zu sehen, wobei peinlichst darauf geachtet wird, das keine Fotos gemacht werden.
An den königlichen Hof schließt sich die Silberpagode an, die ihren Namen von den Silberfliesen im inneren hat. Insgesamt haben die fliesen wohl einen satten siebenstelligen Wert. Deshalb sind wohl auch die meisten mit einem Teppich abgedeckt. Auch hier war fotographieren verboten. Ich habe aber einige Bilder draußen gemacht. Wie jedes Tempelgelände beherbergte die Silberpagode noch einige Grabmonumente ( allerdings hier von königlichem Blut) und noch den ein oder anderen Schrein.
Es war Sonntag und der Platz vor dem Kaiserpalast war ein großes Treiben. Viele Familien mit ihren Kindern säumten den Platz, ebenso Verkäufer für Essen und trinken.
Abends haben wir noch einem der vielen Märkte in der Stadt einen Besuch abgestattet. Auf dem Weg gab es einen kleinen haircut für mich (Christoph), da meine Haare wieder kaum zu bändigen waren. Resultat sieht man bestimmt mal auf einem Foto.
Morgen wollten wir dann wieder raus aus der großen Stadt und wieder ein wenig in die Provinz.
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