Heute wollten wir die Umgebung von Mandalay erkunden. Unser Ziel war das Städtchen Amarapura eine alte Königsstadt und wenige Kilometer von Mandalay entfernt.
Zuerst fuhren wir aber mal wieder in einen Tempel (Kuthodaw-Pagode), in dem die buddhistische Schrift (heißt wohl Tipitaka) auf mehr als 700 Steintafeln gemeißelt wurde. Ich dachte irgendwie die Steintafeln wären zu einem Buch gebunden (jaja - dumm/naive Vorstellung), statt dessen stand jede Tafel in einem eigens errichteten kleinen Schrein (Stupa), wovon also mehr als 700 auf dem Tempelareal verteilt waren.
Das Lustigste an dem Ausflug war, dass uns am Eingang ein junges Mädchen abfing und Andrea erstmal unaufgefordert ein wenig Tanaka kunstvoll ins Gesicht rieb. Thanaka ist eine Paste die sich in Myanmar fast jeder aufs Gesicht schmiert. Es wird aus Baumrinde hergestellt und soll natürlich frische und schöne Haut machen :)) - das Makeup Myanmars.
Nach dem frühen Tempelbesuch (wären wir Buddhisten haben wir Tempel für die nächsten 10 Jahre gesehen :)) ging es nach Amarapura. Zum Glück verpassten wir die passende Abfahrt zur ersten (und auch einzigen) geplanten Sehenswürdigkeit in dieser Stadt, der U Bein Brücke (angeblich die längste Holzbrücke der Welt).
Dadurch gelangten wir wieder zufällig in eine Ecke der Stadt in der viele Webereien standen und wir beschlossen kurz anzuhalten und uns eine Weberrei genauer anzusehen. Dort wurden unter sehr lauten mechanischen Geräuschen (alle arbeiteten ohne Gehörschutz - ich wäre längst taub) die traditionellen birmanesischen Röcke hergestellt, der Longyi.
Die Arbeiterin in der Weberei war derart über den westlichen Besuch erfreut, dass sie Andrea kurzerhand einen Schaal schenkte - sehr nett diese Birmanesen.
Danach fragten wir uns bei den Einheimischen zur U-Bein Brücke durch. Es handelt sich hierbei um eine Fußgängerbrücke, momentan war der Wasserstand des Taung Tha Man Lake aber so niedrig, dass man auch auf einer Staubstraße neben der Brücke auf die andere Uferseite kam. Die Brücke ist 1.2. km lang und besteht mit Ausnahme von ein paar Betonpfeilern aus Holz. Wir wanderten in der Mittagshitze auf die andere Seite, tranken dort eine Kleinigkeit, genossen die Ruhe und gingen wieder zurück. Bis zur anderen Seite lief kaum ein anderer Tourist, die meisten (zumeist Asiaten) wurden von den Verkaufsständen am Anfang der Brücke abgefangen - Hauptsache schnell ein Foto geschossen und Souveniers gekauft.
Unser nächster Stop entwickelte sich eher spontan nach einer Unterhaltung mit einem Taxifahrer, der uns eigentlich eine Tour verkaufen wollte. Als er aber bemerkte, dass wir einen eigenen fahrbaren Untersatz hatten gab er uns trotzdem weiter nützliche Tipps. Wir hörten auf einen seiner Tipps und fuhren nach Inwa.
Nach einer halben Stunde Mopedfahren erreichten wir einen "Fähranleger", Inwa liegt nämlich auf einer Halbinsel und ist am schnellsten mit dem Boot zu erreichen. Zusammen mit unserem Moped und einer westlichen Rentnertourigruppe ging es über einen Fluss.
Eigentlich wollten wir den Roller garnicht mit rüber nehmen, auf der anderen Flussseite gab es aber nur Pferdekutschen in denen die zahlreichen Amerikaner Platz nahmen (was für ein Glück - ein Nachmittag hinter einem Pferd wäre mein Todesurteil). Wir überholten mit unseren vielfachen Pferdestärken schnell die wartenden Kutschen um vor der Masse an den Sehenswürdigkeiten zu sein, es handelte sich natürlich um religiöse Ziele.
Die Ziele waren zwei alte Klosteranlagen, eine davon war wieder ein reiner Holzbau. Erwähnenswert war, dass im Holzkloster Kinder von Mönchen unterrichtet wurden. Die ankommenden Touris schienen eine gute Ablenkung vom lernen zu sein :)). Wohltätig wie wir sind, haben wir diesmal sogar etwas Geld dagelassen, in der Hoffnung, dass damit etwas für die Kinder gekauft wird und nicht für Buddah (sicher waren wir nicht :)).
In unserem Reiseführer hatte ich gelesen, dass in der Nähe ein Schrein stehen sollte, der voller echter! Phytonschlangen sei. Um den Tempel war uns mittlerweile nicht mehr wichtig, aber wir wollte ein paar Schlangen sehen. Also fuhren wir in die vermeintliche Richtung und befragten Einheimische und mehrere Mönche, die uns entweder nicht verstanden oder widersprüchliche Angaben machten. Snakepagoda sollte das Zauberwort sein, mit dem wir uns durchfragen sollten (jaja, so sah die Welt mal vor dem Internet aus - nach dem Weg fragen). Eigentlich kann es ja nicht so schwer sein einen Tempel zu finden, aber in manchen Teilen von Myanmar stehen so viele Tempel, dass scheinbar selbst den Einheimischen die Übersicht abhanden kommt. Schlussendlich landeten wir auf dem Expresshighway (die birmanesische Autobahn) zurück nach Mandalay - ersparten wir uns wenigstens eine zweite Fährfahrt. Hier waren wir tatsächlich eine ziemliche Kuriosität. Zusätzlich kam noch Andreas Gesichtsbemalung, konnte man uns fast für Ortskundig halten :)). Der Typ an der Mautstelle winkte uns wenigstens breit grinsend für Umme durch.
Nächster Stop war in Mandalay eine Produktionsstätte für Blattgold, das Zeug womit man hier die Buddahs beklebt. Und das ist echte Handarbeit! Mit einem Hammer kloppt den ganzen Tag ein Mann auf 2g Gold ein und produziert dadurch ca. 700 Lagen Blattgold. Kaum vorstellbar, dass dieser Prozess noch mit Handarbeit gemacht wird, da kann man ja ungefähr die Lohnkosten abschätzen, wobei Goldklopper noch ein recht gut bezahlter Job in Myanmar sein soll. Fast beschämt durch unser angenehm fortschrittliches Leben, kauften wir sogar für 10$ eine vergoldete Buddahstatue als Andenken.
Nach dem Abendessen gönnten wir uns dann noch den Gipfel der Dekadenz. Wir fuhren mit dem Roller zum Mandalay Hill Resort, einem 4*Hotel am Mandalay Hill. Dort gibt es jeden Abend live Musik in der Hotelbar durch eine hauseigene Coverband. Wir lauschten also noch einigen gecoverten westlichen Klassikern und tranken Bier für 8$ (das stinknormale Myanmarbier). Lustig - wir waren auch noch die einzigen Gäste dort, quasi ein Privatkonzert. In einer Spielpause kurz vor 11 verabschiedten wir uns schnell und brausten Richtung unserer Schlafstätte.
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