Mit Kambodscha hatten wir im letzten Jahr schon einen Abstecher in eines der ärmsten Länder Südost Asiens gemacht. In Myanmar ist zumindest das gemessene Bruttoprokopf Einkommen vergleichbar. Auch gibt es in beiden Ländern einige ähnliche Probleme, die man sicherlich in vielen "dritte Welt" Länder so findet, z.B. das riesige Müllentsorgungsproblem, schlechte - garkeine Straßeninfrastruktur, sehr schlechte hygienische Bedingungen, mangelnde medizinische Versorgung etc. Eine allzu feine Nase sollte man nicht haben und darf sich auch nicht an westeuropäische Standards klammern.
Es gibt wirklich viele Menschen die für uns unter fast unvorstellbaren Bedingungen leben, z.B. in ganz einfachen Hütten, mit viel Müll vor der Tür, Menschen die so arm sind, dass ihre Kinder betteln oder arbeiten gehen, statt zur Schule.
Wir wurden durch diese Anblicke wieder mal geerdet und obwohl man wenig gegen diese Zustände ausrichten kann, haben wir uns doch vorgenommen unser Leben daheim (mit unseren first world problems) etwas gelassener zu gestalten.
Was wir aber am abstoßensten fanden war eine Eigenart die vor allem viele birmanesische Männer betraf, nämlich das kauen der Bethelnuss. Die Bethelnuss ist eine Nuss, die in Birma ähnlich Kaugummis gekaut wird und vor allem die Speichelbildung anregt. Sie soll laut Internet eine berauschende Wirkung haben und fast jeder zweite Mann in Myanmar kaut auf diesen Dingern rum. Durch die Nuss verfärbt sich der viele Speichel rot und der Überschuss wird einfach auf die Straße gerotzt. Überall auf den Straßen, Wegen, Bordsteinen sieht man so rote Flecken und sogar an den Autotüren kleben die roten Speichelreste.
Ich hab immer besonders darauf geachtet beim Roller fahren nicht angerotzt zu werden. Wenn eine Fensterscheibe runter ging, konnte man schon fast damit rechnen das ein Schwall roter Spucke kurz danach folgte.
Die Männer, die diese Nuss kauten hatten teilweise einen ziemlich glasigen Blick und stark verfaulte Zähne und Zahnfleisch. Zusätzlich waren die Zähne rot verfärbt durch die Nuss.
Wenn man einigen Berichten im Internet glauben schenkt, ist das Kauen der Bethelnuss Volkssport und Volksdroge zugleich. Neben den o.g. Zahnproblemen und dem Suchtpotential soll die Nuss auch häufig zu Krebs im Mundraum führen.
Wir fanden das kauen, das spucken und die sichtbaren Folgen der Nuss einfach extrem unästhetisch und ekelig.
Die landschaftlichen und v.a. buddhistischen Zeugnisse vergangener und heutiger Tage, habe ich in den letzten Blogs hinreichend beschrieben und werden nicht noch mal erläutert und alleine diese Highlights sind ein Besuch von Myanmar wert. Aber über die Birmanesen als Volk muss ich noch ein paar Sätze schreiben.
Wir empfanden Myanmar als sehr sicheres Reiseland (jaja - in den Regionen wo wir waren). In keiner einzigen Situation fühlten wir uns bedrängt, belästigt oder verfolgt. Wenn wir etwas freundlich ablehnten, wurde unser Nein immer aktzeptiert (das ist nicht selbstverständlich in Asien). Wir bekamen immer im Rahmen der Möglichkeiten Auskünfte oder Wegbeschreibungen, wenn wir nach etwas fragten.
Die Birmanesen waren zu uns sehr freundlich. Jeder hatte für uns ein lächeln auf den Lippen (was natürlich auch an unserer freundlichen und offenen Art liegt) und uns wurde gerade von Kindern sehr häufig zugewunken und zugerufen. Wir bekamen von Birmanesen ohne Gegenleistung etwas geschenkt (Andrea z.B. den Schal), was man sonst auch eher selten erlebt.
Gerade Andrea musste unzählige Fotos mit v.a. birmanesische Frauen schießen lassen (wobei wir immer noch rätseln warum :)) und das westliche Besucher zum Teil noch mit großen Augen angesehen werden, hat uns zusätzlich fasziniert.
Unser Fazit:
Wer keine Probleme mit einem rückständigen Land und keine Lust auf großen Massentourismus hat, sollte sich Myanmar auf seine Bucketlist packen. Wir selbst waren zuerst schockiert (Yangon), dann fasziniert (Bagan) und am Ende hätten wir gerne noch einige Wochen in Myanmar verbracht. Gerade die Menschen in Myanmar verdienen es, dass nach jahrelanger Repression unter der Militärherrschaft ein wenig Schwung und Geld ins Land kommt - warum dann nicht durch uns Touristen.
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